ORATORIUM MIT TEXTEN DES SEL. JOHN HENRY NEWMAN

sel. John Henry NewmanAm Montag, dem 21. März 2011, beginnt nach der Abendmesse im Gemeindesaal des St. Afra-Stiftes ein Oratorium, das sich mit dem Werk des sel. John Henry Newman beschäftigt. Die Leitung hat Herr Dr. Joachim Moser. Das Oratorium wir künftig immer am 1. und 3. Montag im Monat stattfinden.

Hier ein Beitrag von Herrn Dr. Moser, der in unserem Heft 2010/3 erschienen ist.

Nachdem John Newman sich 1841 entschlossen hatte, aus der Oxford-Bewegung auszuscheiden, legte er sein geistliches Amt nieder, verzichtete auf seine Fellow-Stelle am Oriel-College und zog sich in das Dorf Littlemore zurück, um dort mit einigen Freunden ein geregeltes Gemeinschaftsleben zu beginnen. Dieser Vorgang wurde von der Öffentlichkeit, die täglich seine Konversion erwartete, irrigerweise als Ordensgründung wahrgenommen. Als er im Dezember 1847 aus Rom zurückkehrte, hatte er ein Breve Papst Pius’ IX. in der Tasche, das ihn ermächtigte, das Oratorium Philipp Neris in England zu etablieren, eine ordensähnliche Gemeinschaft also, eine Kongregation von Weltpriestern. Am 2. Februar 1848, am Fest Mariä Lichtmeß, wurde feierlich das Oratorium in Birmingham gegründet und unter den besonderen Schutz der Gottesmutter gestellt. Es sollte nach päpstlichem Willen zum Ausgangspunkt weiterer Oratorien in ganz England werden. Die besondere Sendung für das im Missionsgebiet England zu errichtende Oratorium bestand nach den Worten des Papstes darin, „die Sache der Religion in den großen Städten zu fördern, unter den höheren Rängen, den Gelehrten und allgemein den höher Gebildeten“.

Nach seiner Konversion im Herbst 1845 stand Newman vor der Aufgabe, im Haus der Kirche sich eine Wohnung zu suchen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, einen weltlichen Beruf zu ergreifen. Seinem neuen Bischof Nicholas Wiseman jedoch war daran gelegen, die von Newman ins Leben gerufene Gemeinschaft zu erhalten und sie in eine kirchlich approbierte Form zu bringen, von der er von Anfang an eine sehr genaue Vorstellung hatte. Wiseman war einst Regens des englischen College in Rom gewesen. Zu jener Zeit hatte er sich dem Kleinen Oratorium angeschlossen und dem hl. Philipp versprochen, „sein schönes Institut in England einzuführen“. Also machte er Newman den Vorschlag, für sich und seine Freunde die Lebensform der Oratorianer zu wählen und bot ihm an, mit seinen Freunden ins ehemalige Priesterseminar Oscott College nahe Birmingham umzusiedeln. Newman nimmt an und zieht mit seinen Freunden nach Maryvale (Mariental), wie er das neue Domizil fortan nennt.

Er nimmt das neue Domizil, noch nicht jedoch die vorgeschlagene Lebensform an. Er macht sich vertraut mit den Lebensidealen verschiedener Ordensgemeinschaften, studiert die Konstitutionen beziehungsweise Regeln der Jesuiten, Dominikaner, Passionisten und Redemptoristen und verfaßt im Juni 1846 den Entwurf einer Regel für eine ganz neu zu gründende Gemeinschaft, für die er den Namen Congregatio de SS. Trinitate vorgesehen hatte.

Im Oktober 1846 folgt er einem weiteren Rat seines Bischofs und reist, gemeinsam mit seinem Freund Ambrose St. John, nach Rom, um dort an Ort und Stelle die römische Theologie kennenzulernen. Am 29. und 30. Mai 1847 empfangen die beiden Freunde die Priesterweihe. Bereits im Dezember des Vorjahres, kurz nach der Ankunft in der ewigen Stadt, hatte er Kontakt mit den Oratorianern der Chiesa Nuova aufgenommen, hatte sich mit den Konstitutionen Baronios von 1612 beschäftigt und die Zusicherung erhalten, daß er Änderungen im Sinne einer Anpassung an die Gegebenheiten Englands im 19. Jahrhundert durchführen dürfe. Im März 1847 ruft er fünf Freunde herbei, damit man, einem Wunsch und Vorschlag des Papstes entsprechend, gemeinsam ein abgekürztes Noviziat absolvieren könne, das dann von Ende Juni bis Anfang Dezember in der Zisterzienserabtei S. Croce in Gerusalemme unter der Leitung von Pater Carlo Rossi vom römischen Oratorium stattfand. In dieser Zeit erhielten auch einige der nachgereisten Freunde die Priesterweihe. Als das Oratorium am 2. Februar 1848 kanonisch errichtet wurde, erhielten fünf Patres, ein Novize und drei Laienbrüder den philippinischen Talar.

Soviel zum äußeren Weg Newmans ins Oratorium. Der innere war geistliches Ringen. Newmans Wunsch nach einer Fortsetzung des Lebens in Gemeinschaft war stark. Nicht minder stark war das Bedürfnis, sein reiches geistiges Leben auf höchstem Niveau fortzusetzen. So drängte sich der Gedanke an Jesuiten und Dominikaner auf. Aber würde er in seinem Alter sich überhaupt noch in eine derartige Gemeinschaft einordnen können? Würde er in einer solchen nicht Gefahr laufen, sein früheres Selbst zu verlieren? „Als Jesuit z.B. würde niemand wissen, ob ich meine eigenen Worte spräche“, raisoniert er im Dezember 1846. Könne er auf sein Eigentum verzichten, auf seine Bücher, sein Zimmer, könne er neue Gewohnheiten annehmen? Er würde es notfalls gewiß tun, aber er fühlt keine Berufung dazu. Viel wahrscheinlicher ist ihm, daß sein ganzes vergangenes Leben „Ausgangspunkt und Grundlage“ für seine künftige Nützlichkeit in der Kirche sein solle: „Vielleicht habe ich ein Werk begonnen, das ich jetzt zu Ende führen muß.“

Als er in Rom nähere Bekanntschaft macht mit den Patres der Chiesa Nuova, mit den Konstitutionen Baronios und der Geschichte der Kongregation, da war die Entscheidung nicht mehr schwer. Die Unabhängigkeit von Ordensgelübden, das hohe Maß an persönlicher Freiheit, die Pflege der Wissenschaften und Künste, die Entfaltungsmöglichkeit persönlicher Fähigkeiten und Talente, das Recht auf Eigentum an Büchern und Mobiliar, all dies verbunden mit der Erlaubnis zu einer Anpassung der Konstitutionen an die besonderen Umstände von Ort und Zeit garantierte Newman ideale Bedingungen, um das Werk fortzuführen, das er begonnen hatte. Auch und nicht zuletzt um das geistliche Leben in seiner ganz individuellen und persönlichen Form fortzuleben, das er in jahrzehntelanger Selbstkontrolle und Selbstzucht in conspectu Dei sich zueigen gemacht hatte.

Im März des Jahres 1857, neun Jahre nach der Gründung der Kongregation in Birmingham, entfaltet Newman in sieben Briefen über die oratorianische Berufung seine Vorstellungen vom Wesen oratorianischen Lebens. Mit ihnen ist der innere Weg Newmans zum Oratorium zum Abschluß gebracht. Das Wesen oratorianischen Lebens ist, kurz gesagt, das Streben nach Vollkommenheit des in Gemeinschaft lebenden Weltpriesters ohne Gelübde. Da aber Streben nach christlicher Vollkommenheit immer mit Abtötung einhergeht, fragt er sich, worin diese Abtötung beim Oratorianer besteht. Nach einer langen Liste von Negationen – sie besteht nicht im Verzicht auf Wissenschaft und Gelehrsamkeit, nicht im Opfer menschlicher Zuneigung, nicht in der Armut etc. - stellt er fest: Sie besteht in der vollkommenen Hingabe an die Gemeinschaft, vita communis mortificatio maxima. Ziel des Oratorianers ist die liebende Unterordnung unter den Willen der Kongregation, die einen Leib bildet als Gemeinschaft des Wollens, Denkens, Meinens und Verhaltens.


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