Haus und Kirche St. Afra

Das Haus in der StraßenfrontDie Gegend sieht eigentlich nicht so aus, wie man sich das Umfeld einer besonders traditionsverbundenen katholischen Kirche vorstellt: Der Wedding ist ein klassisches Arbeiterviertel - sozialer Wohnungsbau des 19. und 20. Jahrhunderts, viele Ausländer, Frauen mit Kopftuch. Jahrzehntelang begann hinter der gegenüberliegenden Straßenseite das Niemandsland, dann kam die Mauer, und dahinter Berlin Ost, Prenzlauer Berg.

Das hat sich ja nun geändert: Die Mauer ist weg, die Straßen sind wieder komplett bebaut, das Viertel lebt. Eine Bus-Haltestelle vor der Haustür und der nahegelegene große Bahnhof Gesundbrunnen mit U-Bahn und S-Bahn, auf dem sogar Fernverkehrszüge halten, sorgen für gute Erreichbarkeit: In wenigen Minuten ist man mit der U-Bahn am Alexanderplatz und mit der S-Bahn an der Friedrichstraße. St. Afra liegt nicht im Zentrum, aber zentral.

Beim ersten Besuch in der Graunstraße läuft man allerdings leicht an Nr. 31 vor­bei: Von Kirche ist da wenig zu sehen; das Gebäude steht mit den Wohnhäusem in der geschlossenen Straßenfront, und wäre da nicht der erhöhte Giebel und eine - allerdings derzeit noch leere - Nische für eine Marienstatue, hätte man es vielleicht gar nicht gesehen. "Pfarrhaus St. Afra" liest man auf einem offensichtlich nicht mehr ganz aktuellen Schild am Eingang - dahinter liegen anscheinend Wohnungen. Aber da ist ja noch seitlich die große Toreinfahrt mit einer bescheidenen zweiten Tür, und da steht es dann auch richtig: "Institut St. Philipp Neri Berlin - Hl. Messe im klassischen römischen Ritus".

Ein Stück Geschichte

Der langgestreckte gewölbte Gang von der Straße zur KircheKatholische Kirchen in der Straßenfront sind eine Berliner Besonderheit: Die protestantischen Hohenzollern gönnten in den sogenannten "Gründerjahren" nur evangelischen Gemeinden das Privileg, ihre Kirchen freistehend auf den vielen Plätzen zu errichten, die beim Stadtausbau der Gründerjahre angelegt wurden. Katholische Kirchen mußten bescheiden an den Straßenrand treten. St. Afra ist dann noch einmal besonders typisch für Berlin: Der Kirchenbau liegt im Hinterhaus, gerade so wie man vielfach auch Werkstätten oder Fabriken in den Hinterhäusem einrichtete. Der Hof davor wirkt allerdings fast wie ein Klosterhof mit Kreuzgang. In diesen "Kreuzgang" führt die Tür von der Straße - und am gegenüberliegenden Ende beginnt links der lange und breite Treppenaufgang, der zur Kirche hinaufführt. Erst dann ist man wirklich angekommen.

Die Hoflage und die besondere Bauform von St. Afra haben ihren Grund und ihre Geschichte: 1897/98 hatten hier die "Grauen Schwestern der Hl. Elisabeth" ein Heim für gefährdete Frauen und Mädchen erbaut und nach der Heiligen Afra, einer bekehrten Prostituierten und Märtyrerin, benannt. Die ringsum von anderen Gebäuden des Schwesternhauses und Frauenheims eingefasste St.Afra-­Kapelle war also zunächst durchaus nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Nach Aufgabe des Heimes durch die Schwesternschaft diente der Baukomplex teilweise als Pfarrhaus, teilweise als Altenheim; Mauerbau, Mauerfall und Gemeindereformen brachten vielerlei Umbauten und Umnutzungen, bis die Grauen Schwestern die Einrichtung 1996 endgültig aufgaben. Zuletzt wurde das Haus so umgebaut, daß darin 32 größtenteil kleine Wohnungen (1 und 2 Zimmer, Küche und Bad) entstanden.

Gegenwart und Zukunft

In der Zeit des Mädchenheimes befanden sich unter der Kirche die Küche, ein Speisesaal und Aufenthaltsräume; in den oberen Räumen Schlafsäle und wohl auch Wohnräume für betreuende Schwestern. Diese oberen Räume sind zur Zeit in unrenoviertem und unbewohnbarem Zustand, sie könnten aber – entsprechendes personelles und finanzielles Wachstum des Instituts vorausgesetzt – als Wohnungen für Institutsangehörige hergerichtet werden. Intensiv genutzt werden demgegenüber die Räume unter der Kirche. Hier unten gibt es eine ordentliche Küche, ein kleines Refektorium sowie einen noch kleineren Besprechungsraum.

In Küche und Refektorium findet das Gemeinschaftsleben des Instituts statt - die Mitglieder sollen und wollen keine eigenbrötlerischen Einsiedler sein, und es gibt viele Gäste. Dann gibt es noch drei größere Räume die unter dem Haupt- und den Seitenschiffen der Kirche liegen. Im linken befinden sich heute das “Büro” und die “Bibliothek” des Instituts. Rechts übt die Schola vor dem Amt noch einmal schnell ein paar Choräle, während in der Kirche bereits der Rosenkranz gebetet wird. Am Freitagabend findet hier ein Zusammensein von Instituts- und Gemeindemitgliedern als Abschluß des Oratoriums nach der Abendmesse statt. Auch das große Osterfrühstück wird hier eingenommen.

Und dann ist da noch der größte Raum unter dem mittleren Kirchenschiff, die sogenannte “Krypta”, die gegenwärtig als "Unterkirche" festlich ausgemalt wird. Hier ist das vom Papst gesegnete Bild des "Barmherzigen Jesus von Berlin" aufgestellt, hier hat der “Glassarg” mit einer Teil-Reliquie des hl. Simeon Berneux seinen ehrenvollen Platz. Das Institut hat bisher noch nicht viel Aufhebens um diese Kostbarkeit gemacht, die Propst Goesche vor Jahren auf einem niederländischen Flohmarkt erstehen konnte. Möglichst bald, so hoffen wir kann auch diese Krypta als Kapelle eingerichtet, geweiht und mit mehreren Ältären ausgestattet werden, damit die hoffentlich zahlreichen priesterlichen Mitglieder und Gäste des Instituts dort ihre tägliche hl. Messe zelebrieren können.

Das Ensemble des St. Afra-Stiftes steht unter Denkmalschutz und kann deshalb nicht ohne weiteres nach Investorenart "verwertet" werden. Trotzdem war seine Zukunft lange ungewiss, bis es jetzt mit der Übernahme durch das Institut eine neue Zweckbestimmung erhält, die zumindest in einem entscheidenden Punkt seiner früheren durchaus entspricht: Ein Ort für Gottesdienst und das katholische Leben zu sein. Eine katholische Oase in Berlin.


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