Hl. Anselm, Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer

Der in Italien geborene gelehrte Benediktinermönch Anselm wurde 1093 Erzbischof von Canterbury, wo er 1109 im Ruf der Heiligkeit starb. Er wurde 1494 heiliggesprochen und 1720 von Papst Clemens XI zum Kirchenlehrer erhoben. Sein Feiertag ist der 21. April.

Lesungen:

Darstellung als HalbreliefAnselm wurde zu Aosta, an der Grenze Italiens, von vornehmen katholischen Eltern, Gundulf und Ermenberga, geboren. Schon von zarter Kindheit an gab er infolge seines rastlosen Studiums der Wissenschaften und seines Strebens nach Vollkommenheit leuchtende Beweise seiner späteren Heiligkeit und Gelehrsamkeit. Wohl ließ er sich im Drang der Jugend eine Zeit lang von den Lockungen der Welt verleiten, doch bald kehrte er wieder zu seiner ursprünglichen Lebensweise zurück, verließ Heimat und Besitz und ging in das Benediktinerkloster Bek. Hier legte er die Gelübde ab und suchte unter der Leitung des Abtes Herluin, eines großen Eiferers für die Ordenszucht, und des gelehrten Lanfrank mit Eifer und unermüdlichem Fleiß Wissenschaft und christliche Tugend sich anzueignen und machte auch solche Fortschritte, daß er von allen als ein staunenswertes Muster von Heiligkeit und Gelehrsamkeit angesehen wurde. (4. Lesung)

Seine Enthaltsamkeit und genügsamkeit war so groß, daß ihm infolge seines ständigen Fastens jedes Gefühl für Nahrung erstorben zu sein schien. Die Stunden des Tages widmete er den klösterlichen Übungen, dem Unterricht und der Beantwortung der mannigfachen religiösen Fragen, die an ihn gerichtet wurden; auch den Teil der Nacht, der ihm zur Ruhe blieb, gönnte er sich keinen Schlaf, sondern labte unter einem ununterbrochenen Strom von Tränen seinen Geist in himmlischen Betrachtungen. Er wurde zum Prior seines klosters gewählt; die Mitbrüder, die ihm deswegen neidisch waren, gewann er durch seine Liebe, seine Demut und Klugheit; sie, die anfangs seine Gegner waren, wurden so zu seinen und Gottes Freunden, zum größten Segen für die klösterliche Zucht. Nach dem Tode des Abtes wurde er wider Willen zu dessen Nachfolger bestimmt. Nun verbreitete sich erst recht überall der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Heiligkeit. Nicht nur Könige und Bischöfe verehrten ihn, sondern auch beim heiligen Papst Gregor VII. stand er in hohem Ansehen; dieser hatte damals viel zu leiden und richtete an Anselm ein huldvolles Schreiben, in dem er sich und die ganze Kirche seinem Gebet empfahl. (5. Lesung)

Nach dem Tode des Erzbischofs Lanfrank von Canterbury, seines früheren Lehrers, wurde Anselm auf Drängen des englischen Königs Wilhelm und auf Bitten der Geistlichkeit und des Volkes wider seinen Willen zur Leitung dieser Kirche berufen. Um der Sittenverderbnis des Volkes zu steuern, suchte er zunächst durch Wort und Beispiel, dann auch durch die Herausgabe von Schriften und die Abhaltung von Synodenn die ursprüngliche Frömmigkeit und kirchliche Zucht wieder herzustellen. Bald suchte der genannte König Wilhelm mit Gewalt und unter Drohungen kirchliche Rechte an sich zu reißen; da trat ihm Anselm mit echt priesterlicher Standhaftigkeit entgegen. Ruhig nahm er die Einziehung seines Besitzes und die Verbannung auf sich. Er ging nach Rom zu Urban II.. Dieser nahm ihn ehrenvoll auf. Auf dem Konzil von Bari begründete er durch zahlreiche Schrift- und Väterstellen die Lehre vom Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohne gegenüber der irrigen Auffassung der Griechen. Darob erntete er vom Papst hohes Lob. Nach dem Hinscheiden Wilhelms wurde er von dessen Bruder, dem König Heinrich, nach England zurückberufen; dort entschlief er bald im Herrn. Er stand nicht nur im Rufe eines großen Wundertäters und Heiligen.- Besonders wegen der besonderen Verehrung des Leidens unseres Herrn und seiner heiligen, jungfräulichen Mutter-, sondern auch im Rufe eines großen Gelehrten. Aus seinen Schriften gewinnt ein jeder den Eindruck, er habe seine Gelehrsamkeit vom Himmel erhalten zur Verteidigung des Glaubens, zum Nutzen für die Seelen, als Vorbild für alle Theologen, die in scholastischer Form die Glaubenslehre behandeln. (6. Lesung)

Oration:

Gott, Du hast Deinem Volke den heiligen Anselm als Führer zum ewigen Heil geschenkt; gib, wir bitten Dich, daß wir ihn im Himmel als Fürsprecher haben dürfen, nachdem er auf Erden unser Lehrer im Leben gewesen; durch unsern Herr.


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